PASSION

PASSION

Tod - ist für viele, die allermeisten Menschen verbunden mit Schrecken. Mit Angst. Tod bedeutet Lücke, Abschied, Schmerz, Verlust. Ob er sich ankündigt oder überraschend kommt,

er stoppt alles Leben um sich herum, stört, verstört, zerstört. Nur manchmal nennen wir den Tod Erlösung, wenn er z.B. nach langer Krankheit eintritt, nach quälendem Warten und Leiden. Dass im Christentum der Tod, ein Toter und ein Kreuz das Zeichen für Erlösung sind, für Hoffnung, Neugeburt und Leben, ist für viele schwer verständlich, ja eine Zumutung.

            Wie können wir in den Ereignissen, der letzten Wegstrecke von Jesus von Nazareth Gottes Gegenwart entdecken, Gottes Macht und Gottes Liebe? Das war für die Weggefährten von Jesus damals schwer. Es ist für viele Menschen und Christenmenschen heute schwer!

            Ich meine zunächst: Das Kreuz können wir nur von Ostern her verstehen. Anders gesagt: Dass der Tod Jesu am Kreuz überhaupt eine Heilsbedeutung hat, versteht sich nicht von selbst. Die Vertrauten von Jesus, Jüngerinnen und Jünger, seine Brüder, seine Mutter

waren fassungslos. Erst das Erlebnis, das ihnen der Gekreuzigte als Auferweckter erscheint,

wirft ein neues Licht auf diesen Tod. Dadurch blieb es nicht beim Schrecken. Und ein Nachdenken, Einordnen, Verstehen und Interpretieren wurden möglich. Was wir zum Kreuz sagen, ist also im wörtlichen Sinn ein Nach-Denken. Ein Hinterher-Denken. Ein Nachher!-Denken. Auch uns wird oft erst im Rückblick klar,dass im Schrecken, im Schweren etwas Gutes lag.

            Es gibt eine Vielfalt von Deutungen dieses Geschehens. Unterschiedliche Versuche sind erforderlich, um dem Unbegreiflichen einen Sinn abzugewinnen. Die biblischen Schriften wehren sich energisch gegen alle dogmatischen Ambitionen, die Heilsbedeutung des Todes Jesu auf genau einen Begriff zu bringen. Einig sind sich die Schriften darin, dass sie den Tod von Jesus als Lebensgewinn verstehen. Denn sie erlebten diesen Tod und seine Überwindung

als Kraft; als erlösende Kraft. In vielfältigen Ausdrucksformen ringen sie dann darum, diese erlösende Kraft zu deuten.

            Schon das irdische Leben von Jesus hat Heilkraft. Nicht erst sein Tod. Wo auch immer Jesus hinkam, kam Leben in die Welt. Heilsames Leben. Seit seiner Taufe ist Jesus beseelt vom Heiligen Geist, von lebendiger Geistkraft. Und er gibt diese Kraft weiter. Menschen werden gesund. Außenseiter erleben Gemeinschaft. Und so wird auch der Tod von Jesus konsequenterweise so gedeutet: „Er starb für uns!“ Hinter diesem Satz steckt die Idee, dass Menschen für andere sterben, um ihnen den Tod zu ersparen, um Unheil von ihnen abzuwenden. Oft ist die Liebe der Grund für so eine Tat. Für die Menschen, die man liebt, nimmt man sogar den Tod auf sich.

 

Gebet

In Erinnerung an Deinen Tod, Jesus, bete ich.

Ich denke Deinem Geheimnis nach:

Dass auf diesem Weg die Welt verwandelt wird.

Indem du liebst, die nicht lieben.

Indem du stirbst für die, denen Lebendigkeit fehlt.

Indem du vergibst: Menschen wie mir.

Deine Tatkraft zeigt sich in Deinem Leiden.

Deine Liebe offenbart sich in deiner Hingabe.

Ich danke Dir. Amen.

Christina Brudereck

PASSIONSZEIT

MEDITATION ZUM KREUZ 

In vier Richtungen weist das Kreuz.

Ein Mensch hängt in der Mitte,

Das Kreuz weist nach oben zum Himmel.

Die Gottesliebe verlieh seinem Leben Glanz.

Das Kreuz weist zu beiden Seiten, wie offene Arme.

Nach rechts: Er liebte seine Nächsten, war zugänglich für alle, hörte, umarmte, heilte, begeisterte viele.

Nach links: Und gleichzeitig liebte er sich selbst, achtete sich, ruhte, nahm seine Ideale ernst, wusste um seine Identität.

Das Kreuz weist nach unten.

Er liebte noch die, die ihm fremd waren und feind.

Seine Entfeindungsliebe reichte bis in die Tiefe der Erde und schloss alles ein in die Versöhnung.

In vier Richtungen weist das Kreuz.

Ein Mensch hängt in der Mitte.

Vierfach ist sein Pfad, Vierfach die Liebe ganz. 


Christina Brudereck