Abendgebete

Den Tag in Gottes Hand zurücklegen – das Geglückte wie das Scheitern; den Tag in der Gewissheit beenden, dass man sich Gottes Liebe und Souveränität anvertrauen darf: Immer mehr Menschen entdecken das Abendgebet als tägliches Dankbarkeits-Ritual für sich. 

In dem Abendgebet findet der Tag seinen Abschluss. Ein Amen. Eine Art innerer Übereinkunft, dass das Leben in seiner Unfertigkeit – vielleicht sogar gerade deshalb – bei Gott in guten Händen ist. In dem Abendgebet sage ich Gott danke für das Leben, das er schenkt. Das hilft dabei, den Geist zur Ruhe zu bringen und all das Unfertige in Gelassenheit anzunehmen. So wird das Klein-Klein des Tages in das große Ganze von Gottes Segensspur eingeordnet. Manches verliert dabei seine Wichtigkeit. 

BEVOR DES TAGES LICHT VERGEHT

Bevor des Tages Licht vergeht, oh Herr der Welt hör dies Gebet.

Behüte uns in dieser Nacht durch deine große Güt und Macht.

Hüllt Schlaf die müden Glieder ein, lass uns in dir geborgen sein,

und mach am Morgen uns bereit zum Lobe deiner Herrlichkeit.

Dank Dir, o Vater reich an Macht, der über uns voll Güte wacht

und mit dem Sohn und Heilgen Geist des Lebens Fülle uns verheißt. Amen.

BLEIBE BEI UNS, HERR

Bleibe bei uns, Herr, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt. Bleibe bei uns am Abend des Tages, am Abend des Lebens, am Abend der Welt. Bleibe bei uns mit deiner Gnade und Güte, mit deinem Trost und Segen. Bleibe bei uns, wenn über uns kommt die Nacht der Trübsal und Angst, die Nacht der Anfechtung und des Zweifels, die Nacht des Todes. Bleibe bei uns und bei all deinen Gläubigen. Amen.  

SEI UNSER HEIL

Sei unser Heil, o Herr, derweil wir wachen, behüte uns, da wir schlafen, auf dass wir wachen mit Christus und ruhen in Frieden. 

BEHÜTE ALLE

Guter Gott, behüte alle, die heute Nacht
wach liegen, weinen oder über andere wachen;
und lass deine Engel die beschützen, die schlafen.
Tröste die Kranken, gib Ruhe den Erschöpften,
segne die Sterbenden und sei Schutz
den Glücklichen um deiner Liebe willen.

(Aurelius Augustinus)


HERR, MEIN GOTT, ICH DANKE DIR

Herr, mein Gott,
ich danke dir, dass du diesen Tag zu Ende gebracht hast.
Ich danke dir, dass du Leib und Seele zur Ruhe kommen lässt.
Deine Hand war über mir und hat mich behütet und bewahrt.
Vergib allen Kleinglauben und alles Unrecht dieses Tages
und hilf, dass ich allen vergebe, die mir Unrecht getan haben.
Lass mich in Frieden unter deinem Schutz schlafen
und bewahre mich vor den Anfechtungen der Finsternis.
Ich befehle dir die Meinen, ich befehle dir dieses Haus,
ich befehle dir meinen Leib und meine Seele.
Gott, dein heiliger Name sei gelobt. Amen.

(Dietrich Bonhoeffer)

SEI UNSER HEIL

Bleibe bei uns, Herr, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt.

Bleibe bei uns und bei deiner ganzen Kirche.

Bleibe bei uns am Abend des Tages, am Abend des Lebens, am Abend der Welt.

Bleibe bei uns mit deiner Gnade und Güte, mit deinem heiligen Wort und Sakrament, mit deinem Trost und Segen.

Bleibe bei uns, wenn über uns kommt die Nacht der Trübsal und Angst, die Nacht des Zweifels und der Anfechtung, die Nacht der Einsamkeit und Verlassenheit, die Nacht der Krankheit und der Schmerzen,

die Nacht des bitteren Todes.

Bleibe bei uns und unseren Lieben, bei allen Brüdern und Schwestern, den kleinen und den großen, den nahen und den fernen, den gesunden und den kranken, den frohen und den trauernden, bei allen, die zerschlagenen Herzens sind.

Bleibe bei uns und bei allen deinen Gläubigen in Zeit und Ewigkeit.

Amen. 

ABENDGEBET

Ich liege, Herr, in deiner Hut
und schlafe ganz mit Frieden.
Dem, der in deinen Armen ruht,
ist wahre Rast beschieden.

Du bist’s allein, Herr, der stets
wacht, zu helfen und zu stillen,
wenn mich die Schatten finsterer
Nacht mit jäher Angst erfüllen.

Dein starker Arm ist ausgestreckt,
dass Unheil mich verschone
und ich, was auch den Schlaf noch
schreckt, beschirmt und sicher wohne.

Du hast die Lider mir berührt.
Ich schlafe ohne Sorgen.
Der mich in diese Nacht geführt,
der leitet mich auch morgen.

(Jochen Klepper)


Ich kann nicht einschlafen

Beten wie Abraham in Haran


Hörst du mich, Gott, du Großer und Fremder?

Sie haben mir von dir erzählt.

Kennst du mich?

Dunkel ist es. Es ist Nacht.

Sie haben gesagt, ich soll mich nicht fürchten.

Das sagen sie oft. Ich bin groß.

Aber tief drinnen ist mir bange.

Könntest du die Nacht für mich 

ein kleines bisschen heller machen, großer Gott?