DAS KIRCHENJAHR


Der Rhythmus des Kirchenjahres

Christliche Feste 


Beim Mitfeiern der Feste im Kirchenjahr kann man das Wesentliche des christlichen Glaubens erfahren. Die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben Jesu sind in einen Kalender eingeordnet, so dass alle Themen, die für den Glauben zentral sind, im Kirchenjahr ihren Niederschlag finden. Dieses beginnt mit dem 1. Advent und endet mit dem Christkönigssonntag. Es gibt sozusagen ein "Kirchensilvester" am Tag vor dem 1. Advent. Das neue Kirchenjahr beginnt mit dem 1. Advent.


Das Kirchenjahr wird in drei Festkreise gegliedert:



  Zeit im Jahreskreis 

    Feste im Gedenken an Jesus, Maria und die Heiligen










Rhythmus: Durch die Kirchen-Jahres-Zeiten

            Meine Mutter hat mir einen tiefen Sinn für den Jahreszyklus und das Kirchenjahr vermittelt. Im Sommer gab es Obst und Gemüse und es wurde Marmelade für den Winter eingekocht. Niemals hätte es bei uns Zuhause im Dezember Erdbeeren gegeben. Ab und zu kamen Mamas Cousinen aus ihrem Heimatdorf und brachten Erbsen, Bohnen und Kürbisse. Ich habe gelernt, dass man nicht immer alles haben kann und dass etwas dann lecker ist, wenn es reif ist und nicht weil man das Geld hat, es zu kaufen, wann immer man will.

            Meine Mutter hat mir den Rhythmus, die Regelmäßigkeit von Sonntag und Alltag, von Feier und Arbeite beigebracht. Sie hat mir gezeigt, mich unterbrechen zu lassen und nicht „immer so weiter“ zu arbeiten, zu leben, zu konsumieren. Sie gab jeder Zeit im Jahr ihre eigene Note. Ganz bewusst wurden die Jahreszeiten erlebt und ich lernte: Zeit ist nicht gleich-gültig, es gibt heilige Tage und besondere Momente im Jahr, die besondere Aufmerksamkeit brauchen.

            Das Gespür für Jahreszeiten ging bei uns Zuhause einher mit dem Bewusstsein für das Kirchenjahr. So wie im dunklen kalten Dezember mit jedem Adventssonntag mehr Kerzen angemacht wurden, um Licht in die Welt zu bringen, so wurde der Frühling mit Ostern lebendig und nach dem nassen Grau wurde das lebendige Grün gefeiert.

            Die Einladung des Glaubens heißt, die Feste im Jahreskreis wahrzunehmen wie die Jahreszeiten. Advent, Erwartung. Weihnachten, Geburtstag. Jahreswechsel. Fastenzeit und Passion. Frühling. Ostern. Sommer, Urlaubs- und Reisezeit. Ernte-Dank. Herbst. Aussaat. Und wieder neue Erwartung. Im Rhythmus des Jahres liegt eine tiefe Weisheit verborgen, mit dem wir unseren eigenen Wandel erleben: Neunanfang, Hoffnung, Aufbruch. Geschenk und Geburt. Veränderung. Altern und Abschied. Leiden. Durchhalten. Überwinden.

Ich berge mich im Advent. Ich übe Erwartung. Ich berge mich in der Weihnacht. Was Gott angenommen hat, das hat Gott auch erlöst. Ich berge mich in der Passion. In Gottes Mitleiden. Ich berge mich in Ostern. Auferweckungsenergie ist stärker als Gewohnheitsenergie. Ich berge mich in der Himmelfahrt. Vom Himmel her erwarte ich noch mehr. Ich berge mich im Pfingstereignis. Unsichtbar und doch spürbar begeistert mich Gottes Kraft. Ich berge mich im Erntedankfest. Alles ist Geschenk. Ich berge mich in Gedenktagen – gegen das Vergessen. Ich berge mich im Reformationsfest: Kirche kann erneuert werden.

Gebet

Bring mich zurück zu mir selbst.

Dass ich die Orte in meinem Herzen hinter mir lasse,

an denen ich verschlossen bin.

Dass ich, was bitter war und kalt,

nicht weiter in mir trage.

Dass ich dem Frühling Raum mache

und der Saat des Neuen.

Dass ich sehe, was wächst und aufblüht,

und beschütze, was klein ist und neu.

Dass ich meine Wurzeln spüre

und die Quelle des Lebens finde. 

Danke für den Rhythmus des Lebens.

Danke für die Treue von Sonne und Mond,

für das Gleichmaß von Ebbe und Flut,

für die Verlässlichkeit von Nacht und Tag.

für den Takt von Frost und Hitze.

Alle Lebensjahre und Jahreszeiten haben ihren Segen.

In deiner Weisheit, Ewiger, wandelst du die Zeiten.

Mit ihnen veränderst Du auch mich. Amen.

Christina Brudereck

Die liturgischen Farben

Farbige Filzringe machen die Verteilung der Farbe im Kirchenjahr haptisch erlebbar: jeder Ring ein Tag 

© Entwurf, Foto: Beate Baberske

Die farbliche Kennzeichnung der einzelnen Feste spiegelt sich auch in der Verwendung der verschiedenen Tücher (Paramente) auf dem Altar und Ambo wider. Jede Farbe hat ihre besondere Bedeutung:

Weiß steht für die Freude über Jesus Christus und kennzeichnet so Weihnachten, Erscheinungsfest, Ostern,  Christi Himmelfahrt, Christkönigssonntag, Fronleichnam und Allerheiligen.

Violett bedeutet Vorbereitung, Zeit der Stille und des Nachdenkens: Advent, Fastenzeit, Allerseelen sind in dieser Farbe gestaltet.

Rot ist die Farbe der Kraft Gottes und des Heiligen Geistes. Sie findet sich an Pfingsten, bei Märtyrerfesten aber auch bei der Feier der Firmung wieder.

Grün bedeutet Wachsen und Reifen und steht für die Zeit im Jahreskreis.