KARSAMSTAG
Karsamstag
Das Dunkle durchdringen
Der Karsamstag ist der Tag, an dem das Weizenkorn unter der Erde ist. Es ist nicht mehr zu sehen. Das Loch ist zugebuddelt. Der Boden ist wieder eben. Die Arbeiter verlassen das Feld und fahren mit ihrem Traktor davon. Und jetzt? Jetzt müsste es doch eigentlich losgehen, das Wachsen und Gedeihen. Doch erst einmal passiert — nichts. Zumindest nicht auf der Oberfläche. Unter der Oberfläche passiert ganz viel.
Es gibt eine alte Geschichte von Jesus. Sie erzählt, was passiert, nachdem der Stein vor das Grab gewälzt wurde. In dieser Zeit steigt Jesus hinab der Toten, er fährt hinab in die Tiefe. Er bringt Licht dorthin, das ewige Dunkle ist. Das, was Menschen Hölle nennen. Er durchdringt die Finsternis mit einem hellen Schein. Er bringt allem, was tot ist, die Frohe
Gott hat den Tod besiegt, es wird der Tag kommen, an dem alles
Licht und Leben ist. Dann geht Jesus wieder nach oben und fährt in den Himmel. Diese Geschichte sagt, dass Jesus den Tod vollständig durchdrungen hat. Er hat ihn nicht einfach erlitten, sondern er ist gestorben, um auch an den dunkelsten Ort der Welt das Licht zu bringen. So, dass die Erneuerung der ganzen Welt Wirklichkeit werden kann.
Das Feld liegt ruhig im Morgengrauen. Der Nebel liegt dicht über dem Boden und kündet noch von der vergangen
Nacht. Da bricht die Erde auf und ein grüner Halm schießt hervor. Es ist das Weizenkorn, aber es sieht ganz anders aus. Was hat es bloß die ganze Zeit gemacht, dort unten?
Es hat seine Wurzeln ganz weit in die Tiefe gestreckt.
Es hat die dunkle Erde durchdrungen. Es hat sich bereit gemacht für einen neuen Morgen, einen neuen Anfang.
Irmela Büttner