Wie schmeckt dein Glaube?
Europas Eissorte des Jahres heißt in diesem Jahr „Halleluja“. Ein Eis aus Gianduja Nougat mit gerösteten Haselnüssen und Schokolade. Und weil der Papst das Jahr 2025 zum „Heiligen Jahr“ ernannt hat, heißt die Eissorte eben „Halleluja“.
Dass aber nicht nur das Halleluja-Eis, sondern auch andere Eissorten etwas mit meinem Glauben zu tun haben könnten, darauf hat mich neulich meine Kollegin Olivia gebracht.
Sie hat an einem Samstagnachmittag mitten in Heidelberg Eis verschenkt und die Leute gefragt: „Wie schmeckt dein Glaube? Süß oder fruchtig, tränensalzig oder nach Mut?“
Ich habe mich auch mal ein bisschen durchprobiert. Das Erdbeereis hat mich sofort an meine Kindheit erinnert. An Familienausflüge und unbeschwerte Sommertage. Da steckt eine große Portion Wärme und Geborgenheit drin.
Als nächstes probiere ich Vanilleeis. Das geht immer und passt zu heißen Himbeeren und Apfelstrudel genauso wie in den Eiskaffee. Vanilleeis und auch mein Glaube: beides für mich eine solide Basis, egal, wie das Leben drumherum gerade ist.
Schokoladeneis schmeckt tröstlich. Und auch so ist mein Glaube. Gerade, wenn es mir schwer ums Herz ist.
Und manchmal schmeckt mein Glaube auch nach Zitroneneis. Einfach erfrischend und leicht.
So unterschiedlich wie die Eissorten sind auch die Antworten der Leute bei der Aktion „Wie schmeckt dein Glaube?“. Manche antworten sofort: „vielseitig“ oder „süß“. Jemand anderes meint: „zuversichtlich und immer wieder überraschend.“ Für Cornelia und Frank ist klar, ihr Glaube schmeckt „nach Liebe und Menschlichkeit“. Und ein Mann kommt zu dem Ergebnis: „Mein Glaube schmeckt auch mit sechzig Lebensjahren immer noch nach „mehr“ und mir macht es Freude immer Neues zu entdecken.“
Welch ein schöner Gedanke. Ich stelle mir vor: wie wäre es, wenn es eine Eisdiele gäbe, über deren Eingang steht: „Schmeckt…, wie gut der Herr ist“ (Ps 34,9 BB) und in deren Theke jede Menge Sorten sind. Ganz appetitlich angerichtet. Manche kenne ich gut. Die nehme ich immer wieder. Doch hin und wieder probiere ich auch eine neue Sorte. Da kann es schonmal passieren, dass in der Kugel die ein oder andere Nuss steckt, an der ich ordentlich zu knabbern habe. Und manchmal schmeckt es anders, als ich es mir erhofft habe. Doch immer mal wieder hab´ ich auch eine Kugel in meiner Eistüte, die genau meinen Geschmack trifft und die mich satt macht. Vor allem meine Seele. Und ich weiß: davon hätte ich gerne mehr.
von: Judith Schmidt-Helfferich; Kirche im SWR1 Anstöße sonn- und feiertags 25.05.2025