LESELUST IM SOMMER
Was lesen Sie gerade und... wie lesen Sie? Buch oder digital - scheinbar altmodisch in Papierform oder im Zeitalter der Technik angekommen?
Christina Brudereck schreibt dazu folgendes:
Ich erinnere mich an meinen ersten Bibliotheksausweis. Eine Pappkarte, die bei jedem Besuch einen Stempel bekam. Von alten Damen mit Brille, die sich freuten über meinen Leseheißhunger, mit dem ich Geschichten verschlang. Viel später bekam ich einen Reisepass. Und im Rückblick fühlt sich das ähnlich an. Beide eröffneten mir Welten. Ideenwelten. Begegnungen. Erfahrungen von Weite, Draußen, Tiefe, Irritation, Verbundenheit. Wer wäre ich ohne Worte? Wer ohne Reisen, Urlaube und Besuche?
Ich bin eine, die immer gerne gelesen hat. Mittlerweile lese ich oft online. Einen Zeitungsartikel auf dem Laptop. Nachrichten im Smartphone. Ich teile, like, kommentiere, verbinde mich auf Insta – und schätzte das sehr. Ich höre Radio und Podcasts. Es kostet mich ehrlicherweise einen kurzen trotzkräftigen Willenshopps, die digitale Welt gegen ein Buch einzutauschen.
Ein Buch bleibt eine Welt für sich. Beflügelt meine Fantasie. Schafft mir so viel Freiraum. Lässt mir Freiraum. (Ohne dass ein Tech-Riese mich dabei verwertet.) Auch diese haptische Erfahrung: Papier in Händen. Einen Bleistift dazu. Kein Scrollen, sondern Blättern und Umblättern, Stöbern, Kritzeln, Träumen… Mein Tagebuch liegt oft dabei und freut sich über Kommentare.
Was ich gerade gelesen habe: „Wenn Gefühle auf Worte treffen.“ Siri Hustvedt im Gespräch mit Elisabeth Bronfen.
Christina Brudereck